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Die Kurzgeschichte

Kurzgeschichten sind eine Literaturgattung, die (um es mal etwas dramatischer auszudrücken) irgendwo zwischen Lyrik und Prosa liegt. Im Idealfall. An dieser Stelle greift Hemingways Eisberg-Theorie. Von einem Eisberg sind nur etwa zehn Prozent an der Oberfläche, der Rest ist im Verborgenen und muss ergründet werden. Während sich ein Autor in einem Roman auf mehreren hundert Seiten austoben kann, gilt in einer Kurzgeschichte, dass die begrenzte Zeichen- und Seitenzahl zu einem anderen Schreibstil zwingt. Metaphern und ähnliche Bilder ersetzen breit ausgewalzte Darstellungen, die Aussage, die transportiert werden soll, offenbart sich häufig in den letzten Zeilen, meist gibt es auch kein Happy End - vielmehr bleibt der Leser mit einem Bündel offener Fragen auf der Story sitzen und kann ein wenig drüber meditieren. Das ist zumindest der Plan.
Damit stellt die Kurzgeschichte für jeden Autor eine wunderbare Fingerübung dar. Innere und äußere Seelenlandschaften verbinden sich zu einem Bild vom Protagonisten. Bilder, wie "er ritt auf einem weißen Pferd bis ans Ende des Regenbogens" sagen das aus, was sonst fünfzig Seiten Exposition erfordert hätte. Dabei habe ich hier sogar noch ein sehr plumpes Beispiel mit völlig abgedroschenen Klischees gewählt. Ein weißes Pferd ist immer wieder ein gern genutztes Symbol für Freiheit und einer alten Legende nach liegt am Ende des Regenbogens ein Schatz vergraben. Wenn sich, um mal bei dem Beispiel zu bleiben, während des Ritts das Pferd erst grau und dann schwarz färbt und am Ende des Regenbogens lediglich eine Kläranlage befindet, haben wir dann vielleicht eine Aussage, die wir gezielt nutzen können. Wie die aussieht und was daraus wird, hängt im Endeffekt von dem ab, was der Autor da zusammenbastelt.

Das ist die eine Seite. Die andere Variante könnte lauten, dass der Verlag vorspricht und erklärt "Ich brauch Stoff für ein 60-Minuten-Hörbuch. Mach mal was.". Nun denn: Das entspricht etwa 30 Normseiten Text, also sind wir weiter in der Kurzgeschichten-Kiste drin. Häufig wird in diesem Zusammenhang allerdings mehr die sogenannte Gebrauchsliteratur nachgefragt, also relativ einfach aufgebaute Geschichten ohne übertrieben viel Tiefgang. Hier wird zwar auch gerne der Begriff bemüht, darf allerdings nicht mit der klassischen Kurzgeschichte verwechselt werden. Eines haben beide Varianten gemeinsam: Sie brauchen eine möglichst treffsichere Pointe. Ich möchte von mir sicherlich nicht behaupten, dass mir das in allen Fällen so gelungen ist. Ungeachtet dessen sollte das aber immer wieder das Ziel sein. Viele der Kurzgeschichten, die ich im Laufe meiner eigenen Verlagstätigkeit gelesen hatte, hatten nichts davon. Da treffen sich zwei Leute, reden miteinander und im "großen Finale" (Trommelwirbel) verabreden sie sich für den nächsten Tag. Das ist jetzt verfremdet dargestellt, denn ich möchte keinen Autoren brüskieren, aber das ist leider nichts gewesen. Am Ende sitze ich dann da und frage mich, was da wohl die Aussage sein soll.

Da ich immer wieder Fragen anderer Autoren zu diesem Thema erhalte, mache ich mir hier die Mühe, mal ein wenig ausführlicher zu diesem Thema zu palavern. Die nachfolgende Vorstellung meiner Kurzgeschichten erfolgt dann zum Ausgleich nur noch kurz und knapp, bestehend aus Klappentext und Bezugslink (mit einer Ausnahme). Sehr viel detaillierter möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht mehr auf das Thema eingehen. Alleine das wäre Stoff für eine eigene Homepage und ist hier nur wenig zielführend. Vermutlich werden die meisten Besucher ohnehin nur entnervt über diesen Text drüber scrollen.

Also belassen wir es dabei. Nachfolgend kommen also meine Beiträge zu diesem Thema - mal mit ernstem Hintergrund und etwas anspruchsvoller, mal reine Unterhaltungstexte quer durch alle Genres. Ich werde auf großartige Unterscheidungen verzichten. Eigentlich sollte sich anhand des Kurzinhalts bereits erkennen lassen, was wohin zu verorten ist. Ich wünsche indessen weiterhin viel Spaß beim Stöbern.

 
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